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(tg) Die Brühler Schlosskonzerte erfreuen sich auch im 66. Jahr ihres Bestehens weit über die Grenzen Brühls hinaus großer Beliebtheit. Einzigartig wie das Brühler Schloss Augustusburg ist auch die im berühmten Treppenhaus des UNESCO Welterbe beheimatete Konzertreihe, die traditionell im August auf ihren Saisonhöhepunkt zusteuert.

Dann findet wieder vom 16. bis 25. August das Haydn-Festival statt. In diesem Jahr hat Andreas Spering, der Musikalische Leiter der Brühler Schlosskonzerte, ein außergewöhnliches Programmkonzept entwickelt. Denn er lädt dazu ein, Haydn ganz pur zu erleben. Ausschließlich Werke Joseph Haydns stehen auf dem Programm – quer durch nahezu alle denkbaren Gattungen.

„Haydn zählt für mich zu den wichtigsten zwölf Komponisten aller Zeiten“, sagt Spering im exklusiven Gespräch mit dem Brühler Bilderbogen. „Er wird in der Wiener Klassik immer in einem Atemzug mit Beethoven oder Mozart genannt. Er ist der Vater der Sinfonie, des Streichquartetts. Die Musikgeschichte nach ihm ist ohne seine Entwicklungsarbeit undenkbar. Haydns Musik ist so vielfältig, so hinreißend und mit Begeisterung und Witz gemacht.“

Obwohl der Komponist (1732-1809) zu den größten der Musikgeschichte zählt, empfindet Andreas Spering „Haydns Werk als unterrepräsentiert. Für mich ist er einer der zentralen Meister der gesamten Musikgeschichte vom Barock bis zur Romantik.“

Im Jahr 2002 stand Haydn erstmals im Mittelpunkt der Festwoche. „Viele Veranstalterkollegen haben mich damals davor gewarnt, auf Haydn zu setzen“, erinnert sich Andreas Spering. „Aber ich habe es trotzdem probiert. Es lief sehr gut, so dass wir das bis heute fortgesetzt haben. Die Haydn-Woche ist unser Alleinstellungsmerkmal. Es gibt Europa-weit kein weiteres Haydn-Festival.“

Neben dem Gardensaal, einem der schönsten Prunksäle in Schloss Augustusburg, dessen Größe und Akustik für die Aufführung von Kammermusik ideal ist, wird auch der Kapitelsaal im Brühler Rathaus zur neuen Spielstätte des Haydn-Festivals. Zu Zeiten als das Rathaus noch ein Franziskanerkloster war, wurde hier gespeist.



Die besten studentischen Pianisten
Nun bietet der Kapitelsaal den stimmungsvollen Rahmen für die in das Haydn-Festival eingebettete Mittagskonzertreihe „HayNoon“ (19. bis 23. August, 12 Uhr), die in diesem Jahr einen Klavier-Schwerpunkt hat. In fünf einstündigen Konzerten präsentieren die Musikhochschulen des Landes NRW ihre besten studentischen Pianisten.

Im Hauptprogramm des Haydn-Festivals werden neuen abendfüllende Konzerte gespielt. Am 16. August 2024 gilt Andreas Sperings Einsatz der turbulenten Oper „Lo Speziale“. Das Libretto, das Carlo Goldoni zugeschrieben wird, serviert Liebeswirren, die Haydn sehr affin musikalisch gestaltet: Drei Männer, darunter der „Apotheker“, wie die deutsche Fassung der Oper getauft wurde, lieben dieselbe junge Dame und lassen kaum eine Finte aus, einander auszustechen.

Haydn formt daraus eine durchkomponierte Folge von Secco-Rezitativen, Arien und Ensembles, die zuletzt in eine muntere „Janitscharenmusik“ mit ganzem Orchester und Triangel und Trommel mündet. Erlebenswerte Intrigen sind es und mancher Besucher lässt danach für immer die Finger von Liebesrivalitäten.
Obgleich Andreas Spering bereits siebzig Sinfonien Haydns erarbeitet hat, ist die Interpretation einer Sinfonie keine Routine für ihn. Das werden die Besucherinnen und Besucher zum Beispiel am 24. und 25. August erleben, wenn Spering die Sinfonien G-Dur Hob. I:88 und die „Oxforder“ in G-Dur Hob. I:92 auf den Pulten stehen hat. Diese beiden Werke umrahmen im Oeuvre eine Gruppe von insgesamt fünf Sinfonien aus den späten 1780er Jahren, mit denen Haydn seine Klasse vor der Reise nach London bewies.



Zwei Haydn-Sinfonien
Beide Sinfonien fallen durch viele einprägsame Motive auf, mit denen Haydn seinen klassischen Satz zu oft überraschenden Wendungen gestaltet. Sinfonie 88 wird deshalb gerne in Essays über Haydns Witz zitiert. Andere Ensemble bringen andere Sinfonien ins Festival. Darunter sind die frühen Tageszeiten-Sinfonien 6 bis 8 durch die Kölner Akademie, geleitet von Michael Alexander Willens, die mittleren Sinfonien 43, 52 und 59 durch die Akademie für Alte Musik Berlin, geleitet von Bernhard Forck, und die späteren Londoner Sinfonien 94 und 104 durch die Camerata Augustina, geleitet von Michael Schmidt-Casdorff.

Tickets gibt's im Brühl Tourismus, Rathaus B, Steinweg oder übers Karten-Telefon: 0221-2801. Das vollständige Programm der Haydn-Festwoche findet sich online unter: www.schlosskonzerte.de/haydn-festival/



 

 





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