Verlagssonderveröffentlichung
In der letzten Ausgabe des Brühler Bilderbogen berichteten wir über die Anfänge der Stadtwerke Brühl. Mit dem Bau und Betrieb einer Leuchtgasfabrik im Jahre 1868 fing alles an. Im zweiten Teil beleuchten wir nun die Entwicklung der Gasversorgung ab dem Jahre 1945.
Seit 1937 und in den folgenden Jahrzehnten bis 1970 bezog Brühl seinen Gasbedarf von Thyssengas. In diesem Zeitraum stieg der Gasverbrauch bei der Verwendung des Gases zum Kochen, zur Warmwasserbereitung und auch schon zum Heizen um etwa das Fünfzehnfache von 500.000 m3 auf über 7,5 Millionen m3.
Ab 1970 ersetzte Erdgas das bis dahin übliche Kokereigas (früher auch Stadtgas genannt). Die Umstellung war notwendig geworden, weil die Kokereigaserzeugung die stark ansteigenden Mengenanforderungen, vor allem den Bedarf an Heizgas sowie die Gasnachfrage der Industrie, nicht mehr befriedigen konnte. Vor der Umstellung auf Erdgas musste das gesamte Brühler Gasrohrnetz technisch den neuen Anforderungen angepasst werden. Veraltete Leitungen wurden von den Monteuren in mühsamer Knochenarbeit durch kunststoffummantelte Stahlrohre mit geschweißten Verbindungen ersetzt. Außerdem wurden ein überlagertes Mitteldrucknetz und weitere Gasübernahmestationen notwendig.
Seit 1982 wurden aus Korrosionsschutz- und Kostengründen neue Kunststoffrohre (aus dem Kunststoff PE HD) beim Bau der Hausanschlüsse sowie auch im Hauptrohrnetz eingesetzt. Dieser moderne Werkstoff ermöglicht einen sehr preiswerten und schnellen Ausbau der Gasversorgung in Brühl. Durch diesen umfangreichen Sanie-rungsprozess konnte 1995 der Druck des gesamten Niederdrucknetzes von 26 mbar auf 50 mbar erhöht werden. Dadurch wurde die Versorgungssicherheit des Netzes, für die immer bessere, umweltfreundlichere, aber empfindlichere Gerätetechnik, erheblich gesteigert.
Die Sicherheit der Bevölkerung und der Mitarbeiter hatte bei den Stadtwerken immer einen sehr großen Stellenwert. So wurden gesetzliche Vorgaben, wie z. B. der Einsatz von hochtemperaturbeständigen Zählern und Reglern weit vor den vorgegebenen gesetzlichen Terminen umgesetzt. Viele Städte haben heute noch gusseiserne Gasleitungen im Hauptrohrnetz. Die Stadtwerke haben diese Leitungen durch ein Rehabilitationsverfahren (PE Relining) abgesichert, so dass im Falle eines Rohrbruchs an der Gussleitung das PE-Rohr im Inneren des ursprünglichen Gussrohres als dichte Leitung weiterhin besteht.
Die so genannte Ausziehsicherung an den Hausanschlüssen wurde ebenfalls zum Standard in Brühl. Sie verhindert durch eine Sollbruchstelle in der Hauseinführung, dass der Hausanschluss bei einer versehentlichen Beschädigung z.B. durch Baggerarbeiten im Haus reißt und dadurch Gas ins Haus strömt. Seit 1985 hat jeder Gashausanschluss eine zusätzliche Straßenabsperrung, was bis heute keine bindende Vorschrift in Deutschland ist. Viele andere Gasversorger wehren sich aus Kostengründen dagegen.
Seit 2003 wird von den Stadtwerken Brühl bei Neuanschlüssen ein so genannter Gasströmungswächter eingebaut, der einen sehr guten Schutz gegen die Auswirkungen von Vandalismus oder Manipulation bietet. Er hat folgende Funktion: Wenn eine Leitung im Privatbereich defekt oder bewusst oder unbewusst beschädigt wird, könnte das Gas weiter in das Haus strömen und mit einer Zündquelle explodieren. Wenn man nun diesen Gasströmungswächter in einem Hausanschluss einsetzt, würde durch den Druckabfall im Haus der Strömungswächter schließen. Somit kann kein Gas ins Haus strömen. Dies war wiederum für die Stadtwerke Grund genug, dieses Bauteil zu einem Standard in der Hausanschlusstechnik zu machen, mit dem Ziel einer 100 Prozent sicheren Gasversorgung.
Heute misst das Gasversorgungsnetz ca. 160 km. Vor der Umstellung auf Erdgas waren es knapp 70 km. In 96 Prozent aller Straßen von Brühl liegt eine Gasleitung. Der Vorlieferant ist derzeit das Nachfolgeunternehmen der Thyssengas, die RWE Gas, die durch die Gaslieferung die Versorgungssicherheit über die Stadtwerkeeigenen drei Übergabestationen gewährleistet.
Von dort aus wird das Gas durch das Mitteldrucknetz und über 27 Bezirksregelanlagen in das Niederdrucknetz transportiert und sicher an den Kunden über die ca. 8.000 Gashausanschlüsse abgegeben. Um die Qualität dauerhaft sicher zu stellen und zu erhöhen, sind die Stadtwerke nach dem Qualitätsmanagement-System (QMS DIN 9001) und dem Umweltmanagement-System (UMS DIN 14001) seit vier Jahren zertifiziert.
In der nächsten Ausgabe des Brühler Bilderbogen berichten wir über die Gastankstelle der Stadtwerke Brühl, die bereits 1996 eröffnet wurde und deren Serviceangebote stetig ausgebaut werden.