Vor ein paar Tagen wurde das neue Brühler Dreigestirn mit Prinz Franz-Josef, Bauer Jürgen und Jungfrau Reissa feierlich proklamiert. Jetzt beginnt so langsam die heiße Phase der diesjährigen Session, die Ende Februar mit den drei tollen Tagen ihren krönenden Abschluss finden wird. Schon jetzt gibt es zahlreiche Karnevalssitzungen mit bunten Unterhaltungsprogrammen. Wir haben uns in der Brühler Innenstadt erkundigt, wie es die Menschen in diesem Jahr karnevalistisch angehen lassen.
Thomas Zwietasch mit den Kindern Lisa und Lena:
An Weiberfastnacht feiere ich mit den Damen in meiner Praxis. Anschließend geht es ins große Getümmel vor dem Rathaus und danach in eine Kneipe. Am Wochenende gucken wir uns mit den Kindern die Karnevalszüge an. Ich werde auch sicher noch eine Sitzung besuchen, weiß aber noch nicht welche.
Ingo Stolpner:
Letztes Jahr war ich zu der Zeit in Chile. In diesem Jahr werde ich improvisieren. Wahrscheinlich verkleide ich mich als Honululu-Tourguide. Ich ziehe mir dann ein bescheuertes T-Shirt und eine Schlaghose aus den Siebzigern an und trage einen Blumenschmuck oder etwas Ähnliches. Im Brühler Karnevalszug gehe ich mit der etwa 50-köpfigen Fußgruppe Die echten Brühler” mit, deren Mitglieder übrigens aus ganz Deutschland kommen. Wir machen das schon im zwölften Jahr, liefen schon als Panzerknacker durch die Stadt. In diesem Jahr wollen wir als lebende Tipp-Kicker mit Stoffball an den Füßen durch Brühl ziehen.
Sabine Bialkowsky:
Ich gehe als Indianerin und bin nicht im Zug dabei. Wir feiern dann anschließend zusammen.
Burkhard Junker:
Hinterm Tresen im Sion-Brauhaus in Köln. Ich muss an allen Tagen arbeiten, das geht morgens um 8 Uhr los, Ende offen. Da hilft nur Augen zu und durch. Man regt sich dann nicht mehr auf, wenn zum x-ten Mal die gleiche Platte gespielt wird. Aber wenn man viel arbeitet, vergeht die Zeit sehr schnell. Ich bin aber auch kein Karnevalsjeck und muss deshalb kein Opfer bringen. Einmal habe ich mir bisher den Brühler Zug angeschaut.
Georg und Karin Kaspar mit den Kindern Jana und Jenny:
Wir besuchen samstags die Sitzung der Roten Funken im Kölner Maritim. Unsere Kostüme stehen noch nicht fest. Wir gehen wahrscheinlich als Schotten oder Clown. Jana will sich als Punkerin verkleiden. Und dann gucken wir uns natürlich die Züge in Brühl, Heide und Vochem an. Wir freuen uns auf die fünfte Jahreszeit.
Petra Ibadin mit Tochter Stacey:
Für mich fällt Karneval wahrscheinlich aus, weil ich schwanger bin und die Geburt des Kindes für Mitte Februar ausgerechnet ist. Ich werde das Feiern dann im nächsten Jahr nachholen. Früher war ich im Karneval schwer aktiv und bin in der Schule in die Bütt gegangen.
Andreas Esch:
An meinem Schreibtisch in meinem Büro in Elmshorn. Als gebürtiger Bonner tut mir das jedes Jahr in der Seele weh, dass ich Karneval nicht im Rheinland sein kann. Aber ich schaue jedes Jahr im Internet per Webcam auf den Bonner Marktplatz und gucke mir dann den Rosenmontagszug an.
Dagnar Raffelsieper mit den Kindern Isabell und Marie:
Ich feiere Weiberfastnacht in Brühl in einem selbstgemachten Fantasy-Kostüm. Die Kinderkostüme stehen noch nicht fest, das hängt vom Motto der Schule ab. Dann gucken wir uns den Närrischen Elias in Brühl an und ziehen abends mit ein paar Freunden durch die Kneipen. Erst ins Season’s, dann in die Hütte und schließlich, wenn wir es noch schaffen, in die Ewige Lampe.
Wilfried Jansen mit Ehefrau Gilma und Tochter Maijane:
Erst auf Sparflamme, die letzten drei Tage dann richtig. Wir gucken uns den Zug an und singen die bekannten Lieder mit. Das rheinische Liedgut ist uns nicht unvertraut. In Kolumbien, der Heimat meiner Frau, wird übrigens auch kräftig Karneval gefeiert. Anfang Januar wird in der Karnevalshochburg Barraquilla gemeinsam Inpasta” gefeiert, dann findet eine Art Rollentausch statt. Die ärmeren Bewohner schminken sich weiß, die wohlhabenderen schwarz. Später wird dann zur gleichen Zeit wie in Rio ausgelassen Karneval gefeiert.
Eine Umfrage von Tobias Gonscherowski (Text) und Bernhard Münch (Fotos).
Erst vor ein paar Tagen wurden in allen Brühler Schulen die Halbjahreszeugnisse verteilt. Die Schüler können nun schwarz auf weiß nachlesen, wie ihre Leistungen eingeschätzt wurden. Viele wurden gelobt, einige mussten sich Kritik anhören. Doch es bleibt ja noch ein halbes Jahr Zeit, um eventuelle Schwächen auszugleichen. Wie wichtig dann letztendlich die Schulzeugnisse für den weiteren Lebensweg waren, kann jeder Erwachsene heute nur für sich selbst beantworten. Wir haben uns zu diesem Thema in der Brühler Innenstadt umgehört.
Andrea Mohn mit Tochter Denise:
Zeugnisse spielen eine große Rolle. Bei mir war es meistens eher mittelmäßig als gut. Ich wusste vorher ungefähr, welche Noten ich bekommen würde. Meine Eltern haben aber nicht groß darauf reagiert oder sich aufgeregt. Ich habe einen Hauptschulabschluss gemacht, damit kann ich heute nicht so viel anfangen. Meine Tochter bekommt ihr erstes Zeugnis im Sommer.
Christa Weger:
Sie sind wichtig. Ich habe mich immer bemüht, gute Zeugnisse zu bekommen. Das war für mich ein Ansporn. Ich bin gerne in die Schule gegangen, habe gerne gelernt und versucht, das auch meinen drei Kindern zu vermitteln. Ich habe auch mit ihnen gelernt. Bei den Kindern in den ersten Schuljahren gibt es heute ja nur noch eine Beurteilung. Ich finde aber, dass Noten besser sind als ein paar Sätze Beurteilung.
Dominik Fuß:
Mein Halbjahres-Zeugnis war ganz okay. Ich habe einen Schnitt von 2,1. Ich besuche die 10. Klasse der Hauptschule in Merten und bewerbe mich jetzt mit diesem Zeugnis. Ich möchte gerne eine Lehre zum Kfz-Mechaniker machen und habe auch bereits ein Praktikum bei Ford in Köln absolviert.
Günter Wagner:
In meiner Jugend hatte ich vor der Zeugnisvergabe immer eine gewisse Neugier und auch ein bisschen Angst. Man weiß ja nicht genau, welche Note man bekommt. Wenn die Versetzung gefährdet war, war man darauf vorbereitet. Ich bin einmal sitzengeblieben und im Nachhinein war das gar nicht so schlecht. Mein Abiturzeugnis ist dann ganz gut ausgefallen. Es hatte aber keine so große Bedeutung, weil ich studieren konnte, was ich wollte. Meine Eltern haben in der vorpubertären Zeit einen gewissen Druck ausgeübt, danach haben sie es hingenommen.
Daniela Gierden mit Sohn Clemens:
Für mich keine mehr. Die Zeugnisse meiner Kinder sind gut ausgefallen. Bei dem Jungen, der die 7. Klassse besucht, zittern wir immer ein wenig mit, bei meiner Tochter, die in der 6. Klasse ist, weniger. Mein Sohn ist ein Wa-ckelkandidat und ein bisschen ein Saisonarbeiter. Ich selber bin gerne zur Schule gegangen und hatte einige Erfolgserlebnisse. Deshalb gab es daheim keinen Stress.
Christian Siller mit Tochter Randa:
Meine Tochter hat jetzt ihr erstes Zeugnis bekommen. Sie besucht die Melanchton-Grundschule in Brühl-Kierberg und mag am liebsten den Sportunterricht. Als Kind hatte ich selbst nicht so viel Stress wegen der Zeugnisse. Meine Eltern waren schon ein bisschen abgestumpft und gelassener geworden. Meine älteren Schwestern haben mehr Druck abbekommen. Ich habe es ein bisschen laufen lassen. Zeugnisse prägen einen schon und sind auch wichtig. Heute gibt es die ersten Zeugnisse für Kinder erst in der 3. Klasse. Und schon ein Jahr später werden die Kinder dann auf der Grundlage von nur zwei Zeugnissen eingeschätzt, welche Schule sie nach der Grundschule besuchen sollen. Ich finde das sehr wenig.
Iris Schmitz mit ihren Töchtern Hannah und Paula sowie Christine Kremer:
Wir sind da relativ gelassen. Man muss die Kinder über das Jahr beobachten, es wird so erst langsam ab der 7. oder 8. Klasse schwieriger. Ich will da nicht so viel eingreifen. Mit den Zeugnissen bin ich bisher sehr zufrieden, man guckt ja schon darauf. Und wenn die Noten einmal nicht so gut sind, muss eben mehr geübt werden.
Heidi Becker:
Bei mir ist das jetzt über dreißig Jahre her. Das war eher eine lockere Angelegenheit. Die Versetzung war nie gefährdet.
Manuel Becker:
Keine mehr, weil ich schon mit meiner Lehre zum Schornsteinfeger angefangen habe. Ich werde dann im Bezirk Erftstadt und Liblar arbeiten. Mein letztes Zeugnis war okay, ich war eher der Saisonarbeiter. Ich wusste immer, was für Noten auf mich zukommen. Demnächst muss ich dann allerdings die Berufsschule besuchen.
Eine Umfrage von Tobias Gonscherowski (Text) und Bernhard Münch (Fotos).
Liebe Leser,
unaufhaltsam steuern wir auf den Höhepunkt der diesjährigen Karnevalssession hin. Wenn an Weiberfastnacht die Jecken das Rathaus stürmen, der Bürgermeister abgeführt wird und das Dreigestirn seine närrischen Gebote verkündet hat, dann beginnen die tollen Tage mit dem bunten Treiben im Straßenkarneval. Und dann kommt am Karnevalssonntag der Närrische Elias”, der Brühler Karnevalszug, der in diesem Jahr ein Zug der Superlative wird. Wir haben uns mit dem Zugleiter Helmut Derichs zum persönlichen Gespräch getroffen und von ihm alles Wissenswerte rund um den Zug erzählt bekommen, der mit über 2.000 Teilnehmern und 63 Gruppen als der bislang größte in die Brühler Karnvalsgeschichte eingehen wird.
Wir haben auch einmal einen Blick hinter die Kulissen geworfen und von Jasmin Gorke, der Trainerin der bekannten Showtanzgruppe der KG Zuckerknöllche”, erfahren, wieviel Arbeit und Training hinter den wunderbaren Auftritten der Mädchen (und Jungen) der Gruppe steckt und mit welcher großen Begeisterung und Freude die Kinder und Jugendlichen mitmachen.
Auch Michael Weber ist bekennender Karnevalist. Er komponierte und sang das schöne Lied He in Bröhl”, das auf der offiziellen CD Ne schöne Groß vum Dreijesteen” zu finden ist. Doch der selbständige Unternehmer engagiert sich nicht nur im Karneval, sondern auch im Jugendmusikkreis an St. Panthaleon. Wenn er nicht gerade nach altem kölschen Liedgut sucht oder für uns den Fragebogen ausfüllt.
Aber nicht, dass Sie jetzt glauben, bei uns drehe sich alles nur rund um den Karneval. Weit gefehlt. Wir stellen Ihnen auch die Werke der diesjährigen Preisträger des Max Ernst Stipendiums vor, die am 2. April, dem Geburtstag des großen Künstlers, feierlich geehrt werden. Wir haben uns auch vorab die Bilder der Brühler Malerin Antje Cibura angeschaut, die schon bald ihre Kunstwerke in der Rathausgalerie zeigt. Und wir haben auch nicht die kommende Ausstellungseröffnung im Brühler Kunstverein oder weitere kulturelle Höhepunkte vergessen.
Wie Sie es gewohnt sind, werden Sie von uns umfassend darüber informiert.
Lehnen Sie sich also gemütlich zurück und freuen Sie sich auf die nächsten Wochen mit den vielfältigen kulturellen Angeboten. Wir wünschen Ihnen viel Vergnügen mit dieser Ausgabe.
Ihr Team vom Brühler Bilderbogen
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Am 26. Februar, ein Sonntag, muss Helmut Derichs früh aufstehen. Ein spannender Tag mit vollem Programm erwartet ihn. Denn wie schon in den vergangenen 14 Jahren ist er als Zugleiter verantwortlich für einen reibungslosen Ablauf des Brühler Karnevalszugs. Dabei muss er organisatorisch weit mehr beachten, als es auf den ersten Blick den Anschein haben mag. Dem Brühler Bilderbogen gewährte er einen Einblick.
Wir werden in diesem Jahr den größten Zug in der Geschichte des Brühler Karnevals haben”, freut sich Helmut Derichs. Es haben sich über 2.000 Personen angemeldet, die sich auf 63 Gruppen verteilen.” Zusammen mit seinen Vorstandskollegen des Festausschuss Brühler Karneval hat er in den letzten Wochen akribisch an der Aufstellung und Reihenfolge des närrischen Elias” gearbeitet. So ein Karnevalszug muss nach einem Konzept aufgestellt werden”, berichtet der 55-Jährige.
Die Bonnstraße wird am Karnevalssonntag zum großen Tummelplatz. Hier formiert sich der Karnevalszug in einer genau festgelegten Reihenfolge, hier warten die Jecken darauf, dass es losgeht. Schon ab 9.30 Uhr treffen die ersten Wagen, Gruppen und Musikzüge ein. Die Karnevalisten suchen nach dem Platz, der ihnen zugewiesen wurde. Das fällt den meisten auch leicht, denn zur besseren Orientierung haben die Zugplaner den Gruppen vorab im wahrsten Sinne des Wortes Hausnummern zugeteilt und zwar Hausnummern der Bonnstraße als Standort für die Jecken.
Helmut Derichs ist da schon ein paar Stunden auf den Beinen. Gegen 8 Uhr muss er im Wagendepot an der Fischenicher Straße sein, in dem 12 Festwagen untergebracht sind. In einer Kolonne fahren sie dann zur Bonnstraße, wo sie ihren Startplatz einnehmen. Wenn die Wagen einmal stehen, kann nicht mehr viel geändert werden, weil der Platz zum Rangieren ganz einfach fehlt.
Der Prinzenwagen wird übrigens bereits einen Tag vorher aus dem Depot geholt, um sicher zu sein, dass er auch einsatzbereit ist. Er steht bei der Zugaufstellung nicht in der Bonnstraße, sondern wartet In der Maar” an der Kreuzung zur Bonnstraße auf seinen Einsatz. Das ist eine schöne Sache”, findet Helmut Derichs. Alle Teilnehmer des Zuges ziehen am Prinzenwagen zusammen vorbei und grüßen das Dreigestirn, das selbst alle anderen Wagen auf diese Weise zu Gesicht bekommt.” Der Prinzenwagen reiht sich dann als letztes in den Zug ein.
Strenge Sicherheitsauflagen
Vorher geht der Zugleiter aber die ganze Aufstellung noch einmal ab. Mit einer 10-seitigen Liste in der Hand checkt er mit seinen Kollegen, ob alle Sicherheitsauflagen erfüllt sind und die Wagen alle Standards erfüllen. Alle im Karnevalszug eingesetzten Wagen wurden vorher vom TÜV abgenommen. Wir überprüfen dann, ob alle die notwendigen Papiere dabei haben und alles seine Richtigkeit hat”, sagt Helmut Derichs. Wer diese Formalitäten nicht erfüllt, darf nicht am Zug teilnehmen.
Bis gegen 12 Uhr wird alles kontrolliert. Helmut Derichs hat unzählige Hände geschüttelt und beinahe alle Teilnehmer des Zuges persönlich begrüßt. Abgesehen von den Pferden der Reiterstaffeln, die auf der Wiese bei der Berufsschule auf ihren Einsatz warten und erst kurz vor Beginn in Position gehen. Jetzt heißt es für den Zugleiter rasch nach Hause fahren, sich stärken und umziehen. Eine Stunde später ist der gelernte Bauzeichner dann wieder da. Und um 13.30 Uhr gibt er das Startsignal, steigt in den ersten Wagen und fährt am Kopf des Zuges los.
Der Zugweg ist seit Jahren der gleiche. Die Strecke führt über die Uhlstraße, zum Markt vorbei an der Tribüne mit dem FBK-Präsidenten Jürgen Mainzer, dem Bürgermeister und den Ehrengästen, weiter über die Kölnstraße zur Kaiserstraße und dann zurück über die Friedrichstraße, An der Synagoge und Mühlenstraße zum Ausgangspunkt. Am Kreisel am Stern beißt sich dann der Zug meistens in den Schwanz. Während für die ersten Gruppen der Karnevalszug beendet ist, sind die letzten noch gar nicht losmarschiert.
Helmut Derichs ist mit seinen Kollegen die ganze Wegstrecke vorher immer wieder abgegangen. Er kennt die Problemzonen aus jahrelanger Erfahrung. Einige Kreisverkehre haben es in sich. An manchen Stellen müssen einige Bäume beschnitten werden, weil ihre Äste zu tief hängen und insbesondere Menschen auf den Festwagen verletzten könnten”, weiß er. Für den Fall der Fälle haben die Brühler Karnevalisten vorgesorgt und Versicherungen abgeschlossen, die Schäden bis zu 4 Millionen Euro abdecken. Doch zum Glück mussten wir die Versicherungen noch nicht belasten.”
Nicht versichert sind die oftmals aufgetretenen kleineren und größeren Maleure durch Wurfmaterial. So schön und begehrt die Kamelle, Schokolädchen oder Pralinenschachteln auch sind, sie bringen nicht immer die erhoffte Freude. Zu oft haben leider einige Karnevalisten ihre Wurftechnik oder Zielgenauigkeit überschätzt und dann festgestellt, dass es gar nicht so einfach ist, ein Fenster im Obergeschoss zu treffen. Und wenn dann ein paar Tafeln Schokolade aus großer Höhe auf die Menschen auf der Straße herunterprasseln, kann das schon mal zu Schmerzen führen. Oder schon vorher Schäden verursachen.
Ich habe einmal beobachtet, wie ein Mann in der 3. Etage eines Hauses hastig sein Fenster verschließen wollte, um sich vor heranfliegenden Schokoladentafeln in Sicherheit zu bringen. Das hätte er besser nicht gemacht, denn es gab einen Volltreffer. Die Scheibe ging zu Bruch”, erzählt Helmut Derichs staubtrocken. Wir haben jetzt alle Zugteilnehmer strikt angewiesen, dass sie größere Pralinenschachteln nur noch vom Wagen herunter reichen sollen. Außerdem verzichten wir schon seit ein paar Jahren auf Apfelsinen, die auch oft Schuld an leichten Blessuren, beschädigten Brillen oder ähnlichen Vorfällen waren.”
Schlechte Zeiten also für die früher oft beneideten Hausbewohner entlang des Zugwegs, die häufig aufgespannte Regenschirme aus ihren Fenster hängen ließen. Selbstverständlich wollten sie damit in erster Linie Gefahren durch herunter fallende Leckereien auf die armen Jecken zu ihren Füßen abwehren und sich keinesfalls selbst am Wurfmaterial erfreuen.
Das Wurfmaterial müssen die Karnevalsvereine und Gruppen selbst organisieren und bezahlen. Überhaupt ist die Ausrichtung eines Karnevalszuges auf dem seit Jahren gleichbleibend hohen Niveau ein teurer Spaß. Angefangen bei Festwagen, die häufig alleine an Materialkosten um die 10.000 Euro verschlingen. Dabei ist die Arbeitszeit der ehrenamtlichen Helfer gar nicht eingerechnet. So ist es dann auch zu erklären, dass viele Festwagen bereits einige Jahre auf dem Buckel haben.
Obligatorische Erbsensuppe
Viele Brühler werden auch nicht wissen, dass etwa zwei Drittel der im Zug aufspielenden Musikgruppen oder Reitergruppen von auswärts kommen und vom FBK unter Vertrag genommen werden und für ihr Musizieren eine Aufwandsentschädigung erhalten. Der Brühler Karnevalszug ist streng genommen ein Minusgeschäft und nicht kostendeckend”, bilanziert Helmut Derichs. Finanziert wird er durch die Einnahmen, die der FBK bei seinen Veranstaltungen erwirtschaftet. Und durch den erfreulicherweise gleichbleibend hohen Zuschuss der Stadt Brühl, die am Etat im Gegensatz zu vielen anderen Städten und Gemeinden des Rhein-Erftkreises keine Kürzungen vorgenommen hat.
Gegen 16.30 Uhr erreicht Helmut Derichs wieder den Kreisel am Stern. Sobald er aus dem Auto geklettert ist, erkundigt er sich bei den Einsatzleitern von Polizei, Feuerwehr und Notarzt nach Zwischenfällen. Bisher konnte er dann immer erleichtert vernehmen, dass es abgesehen von ein paar Betrunkenen hier und da nichts Nennenswertes zu berichten gab. Etwa um 18.30 Uhr ist der Zug dann zu Ende. Ich gehe dann kurz ins Rathaus, wo ich in strahlende Gesichter blicke”, sagt Helmut Derichs. Die Leute kommen zu uns und gratulieren uns. Dann gibt’s einen Teller der zu Karneval schon obligatorischen Erbsensuppe. Anschließend gehe ich in die Ewige Lampe, das Vereinslokal meiner KG Seever-köpp . Ich bin dann aber meistens so platt, dass es für mich kein langer Abend mehr wird.”
Helmut Derichs macht seinen Job sehr gerne. Das Organisatorische macht mir Spaß, die Arbeit in einem harmonischen Team”, verrät er. Für seinen jahrelangen unermüdlichen Einsatz wurde ihm 2004 der Karnevalsverdienstorden der Stadt Brühl überreicht. Bei den Seeverköpp leistet er seit rund 30 Jahren Vorstandsarbeit, momentan ist er der Geschäftsführer. Für den närrischen Elias wünscht er sich vor allem eines: Liebe Leute, bleibt vernünftig. Und zündet eine Kerze an, damit wir am Karnevalssonntag schönes Wetter haben.” Denn bei strahlendem Sonnenschein ist der Spaß an der Freud bekanntlich am schönsten.
Tobias Gonscherowski
(tg) Michael Weber wurde 1959 in Köln geboren, wuchs aber in Brühl auf. Seit 1962 wohnt er mit Unterbrechungen in der Schlossstadt. Nach seinem Abitur am städtischen Gymnasium im Jahre 1977 absolvierte er eine dreijährige Lehre zum Zahntechniker. Seine Eltern hätten es gerne gesehen, wenn er anschließend auch Zahnarzt geworden wäre. Doch trotz eines weitgehend abgeschlossenen Studiums scheiterte dieses Vorhaben an einem fehlenden Schein und bürokratischen Auflagen. Ich konnte mir ausrechnen, dass ich noch drei bis vier Jahre hätte warten müssen, ehe ich auch diesen Schein bekommen hätte”, erzählt Michael Weber. Da er parallel zum Studium seit Jahren in einer Düsseldorfer Agentur tätig war, beschloss er, ein Angebot seines damaligen Chefs anzunehmen, dort vollzeitig einzusteigen.
Michael Weber betreute Kunden aus der Pharma-Branche und sammelte schließlich genug Erfahrungen, um vor sieben Jahren zusammen mit seiner Frau Hélene mit der Firma Fagus International GmbH”, die sich auf den Vertrieb hochdosierter Vitalstoffe spezialisiert hat, den Sprung in die Selbständigkeit zu wagen. Heute beschäftigt das in Brühl ansässige Unternehmen acht Mitarbeiter.
Trotz des beruflichen Stresses hat Michael Weber seine Hobbies nie vernachlässigt: die Musik und den Karneval. Als Jugendlicher hatte er mit einigen Freunden Rockmusik gemacht. Während des Studiums verdiente sich der eingefleischte Beatles-Fan” dann später ein paar Mark als Orgelspieler oder Pianist bei einer Band dazu, die bei Vereins- oder Familienfesten für die Tanzmusik zuständig war. Auch bei der traditionellen Sitzung des Pingsdorfer Karnevalsvereins spielt er mit seiner alten Crew. In Pingsdorf betreut der Vater von vier Kindern auch den Jugendmusikkreis an St. Panthaleon.
Und er hat fleißig komponiert. Ein Lied aus Zeitvertreib” geschrieben, aus dem dann He in Bröhl” wurde, das auf der aktuellen CD Ne schöne Groß vum Dreijesteen” zu finden ist. Das amtierende Dreigestirn der Fidelen Bröhler Falkenjäger, denen auch Michael Weber angehört, war begeistert und baute es in ihr Programm ein. Fürs kommende Jahr hat sich der FC-Fan bereits ein neues Projekt ausgedacht. Zusammen mit seinem Freund Bernhard Hinseln möchte er alte Kölner Lieder ausgraben” und als Duo im Kutscherfrack und mit Zylinder unter dem Namen Anno Dazumal” auf der Bühne vorstellen.
Ich lebe in Brühl seit ....
1962. Ich bin in Pingsdorf aufgewachsen und lebe jetzt im Kloster Benden.
Am besten gefällt mir an Brühl, ....
die schöne, gewachsene Innenstadt. Wenn ich samstags über den Brühler Markt gehe, treffe ich genug Leute für zwei Stunden Verzäll.
In Brühl vermisse ich, ....
dass sich manche Neubauten in der Innenstadt nicht an den alten Charakter der bestehenden Häuser in der Stadt anpassen.
Mein Lieblingsplatz in Brühl ist ....
der Waldeingang hinter der Höhe in Pingsdorf. Da stehen noch zwei alte Eichen, mit denen ich schöne Jugenderinnerungen verbinde. Ich denke gerne an meine Jugendzeit in Pingsdorf.
Wenn ich in Brühl ausgehe, zieht es mich ins ....
Season’s oder ins El Patio, manchmal auch in die Hütte.
Am Brühler Vereinsleben beteilige ich mich aktiv ....
bei den Fidelen Bröhler Falkenjägern und beim THC Brühl, wo ich auf der schönen Anlage am Wasserturm gerne Tennis spiele.
Von der Kommunalpolitik erwarte ich, ....
schwarze Zahlen.
Meine Einstellung zur Kirche ist ....
ich bin Rheinländer, ich bin katholisch. Karneval und Kirche gehören zusammen. Mein Verhältnis zur Kirche ist gut.
An den tollen Tagen findet man mich ....
überall, vor allem im Brauhaus am Schloss.
Leuten, die Brühl nicht kennen, beschreibe ich die Stadt als ....
schönes, altes gewachsenes Städtchen, herrlich gelegen am Rande des Vorgebirges. Die Stadt hat Herz.
Am besten abschalten kann ich bei ....
Musik, wenn ich selbst spiele, aber auch beim Zuhören.
Das letzte Mal so richtig geärgert habe ich mich darüber, ....
unsinnige bürokratische Auflagen.
Mein letzter Kinofilm war ....
Stolz und Vorurteil” eine Literaturverfilmung nach dem Roman von Jane Austen mit Keira Knightley und Colin Firth von Regisseur Joe Wright. Den Film ich richtig klasse fand.
Mein letztes Buch war ....
Der Sound der Beatles” von Andy Barbuik. Da steht alles drin über die Instrumente, die Verstärker und den Sound der Beatles.
Die Ergebnisse des 1. FC Köln interessieren mich ....
brennend, wenn ich auch im Moment Tränen in den Augen habe, wenn ich mir die Tabelle anschaue.
Die Idee, die Brühler Unternehmen online zu präsentieren, hatten schon einige. Doch oft fehlte es an den entscheidenden Voraussetzungen. Für den Erfolg muss die Bekanntheit der Internetseite gewährleistet sein und darüber hinaus eine große Anzahl von Brühler Unternehmen dort auch tatsächlich vertreten sein. Schließlich ist die Erwartungshaltung eines Online-Besuchers hoch. Sie oder er möchte sich leicht, schnell und umfassend informieren.
Nähere Informationen für Geschäftskunden erhalten Sie von Alexander Gonscherowski: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! oder unter der Tel.-Nr. 0173 / 29 21 81 6
Liebe Leser,
kürzlich sind wir auf der Homepage der Stadt Brühl über eine Notiz gestolpert. Dort steht, dass der Brühler Bahnhof seit dem 8. November letzten Jahres umgebaut wird. Da wird man dann doch stutzig. Denn der Bahnhof wird ja nicht abgerissen und neu errichtet, nein, es geht lediglich um den Zugang zu den Bahnsteigen, ein paar Treppen, ein Gang, ein Vorplatz, das alles dann hoffentlich auch behindertengerecht. Seit November, also seit über einem halben Jahr wird dort nach dem Motto verfahren, innerhalb einer Woche einen Tag hier und da ein bisschen rumwerkeln, vier Tage nichtstun. Seit Monaten ist der Tunnel nur halb benutzbar, die Zugangstreppe ist immer noch nicht fertig. Für die Pendler ist dieses Schneckentempo eine Zumutung. Übrigens heißt es auf www.bruehl.de weiter: "Die Arbeiten sollen voraussichtlich im Mai 2005 beendet sein."
Ein ähnliches Ärgernis ist der Bau des Kreisels an der Kreuzung Schildgesstraße/Bergerstraße. Seit über zwei Monaten wird dort gebaut, die Hälfte der Fahrbahn wäre die ganze Zeit über für den Verkehr nutzbar gewesen, doch es kam zur Vollsperrung. So müssen viele Brühler große Umwege in Kauf nehmen, wenn sie ins Industriegebiet Brühl-Ost und zu den dort beheimateten Discountmärkten oder dem Brauhausgarten einen Besuch abstatten wollen. Das wäre in den allermeisten Fällen zu vermeiden gewesen. Und ein Ende der leidigen Baustelle ist noch immer nicht in Sicht.
Kommen wir zu den erfreulichen Dingen im Juni. Der brühlermarkt mit seinem attraktiven Veranstaltungsangebot wird wie in den letzten Jahren wieder viele Besucher anlocken.
Die gerade gestartete Filmreihe "Brühl - Globale Stadt" kommt beim Publikum bestens an. Wir stellen ihnen den jungen Filmemacher Thorsten Kleinschmidt vor, der elf ausländische Mitbürger Brühls in sehenswerten Porträts festgehalten hat, die im ZOOM Kino gezeigt werden.
Sie können auch mit der Museumsgesellschaft das zehnjährige Bestehen des Museums für Alltagsgeschichte feiern, sich mit den Boulefreunden Brühl zu einem spannenden Spiel treffen oder sich in der Alten Schlosserei des Marienhospitals die aktuelle Ausstellung "KingPin" des Brühler Kunstvereins ansehen. Schauen Sie sich in Brühl um, es gibt wieder viel zu entdecken.
In diesem Sinne wünschen wir Ihnen viel Spaß bei der Lektüre dieser Ausgabe.
Ihr Team vom Brühler Bilderbogen
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